Dr. Max Stiglbauer

Alexander Poropatits, MA
14. August 2020
Klara Bleier
14. August 2020

Die Grazer Straße wurde in den 50er Jahren brachial durch die bombenzerstörte Altstadt von Wiener Neustadt getrieben und hat die alte Stadt total entzweit. Heute ist sie eine Verkehrshölle – praktisch ohne akzeptablen Geschäften und als Wohnadresse unbrauchbar.
Mitten in der Stadt ein verkehrsberuhigter Boulevard mit Bäumen, in der Dimension der Mariahilfer Strasse –  gesäumt von attraktiven Geschäften – ist eine wunderbare Vision, von der schon viele Stadtpolitiker begeistert waren – nicht zuletzt Bürgermeister Schneeberger und sein Team.

Von unserer derzeitigen Stadtregierung wird die Ostumfahrung als Lösung propagiert, um den Verkehr in der Grazer Straße dermaßen zu reduzieren, dass das visionäre Boulevardprojekt möglich wird. Auch der dichte Verkehr in der Nestroystraße soll damit maßgeblich reduziert werden.

Bei Betrachtung der Studie des Landes Niederösterreich zeigt sich aber, dass die Reduktion des Verkehrs in der Grazer Strasse nur 8% ausmachen würde! Ob nun 9 statt 10 Autos durchfahren ist wohl völlig irrelevant. Die Verkehrsdichte, speziell in der Grazer Straße und Nestroystraße würde sich also kaum verringern, geschweige denn einen Rückbau ermöglichen. Nach den Erhebungen  der Studien rekrutiert sich nämlich das Verkehrsaufkommen in der Grazer Strasse und der Nestroystraße überwiegend aus Ziel- und Quellverkehr. Wohl kaum ein Verkehrsteilnehmer wird die Durchfahrt durch die Stadt als Weg wählen, wenn sein Ziel nicht im Stadtgebiet liegt, sondern umfährt Wiener Neustadt ohnedies schon auf dem Autobahnring. Die Variante Ostumfahrung-Nordspange-A2 wäre allein schon wegen der zahlreichen verkehrshemmenden Kreisverkehre keine Alternative.

Somit ist die Ostumfahrung lediglich eine Zerstörung und Versiegelung wertvollen Bodens und Naturschutzgebietes und bauliche und akustische Störung der Stadtentwicklung im Osten, sowie eine Erhöhung des Verkehrsaufkommens in Eggendorf und Ebenfurth.

Mit den 40 Mio Euro, die die Ostumfahrung kosten soll, lässt sich sicher ein Verkehrskonzept finanzieren, von dem alle etwas haben. Denn so ist der einzige Nutznießer die Bauindustrie, die mit riesigem Maschinenaufwand und wenigen Arbeitskräften die Natur zerstört und Wiener Neustadt an der Spitze der Bodenversiegler Österreichs hält!

Warum die Erkenntnisse und Ergebnisse dieser seriösen und aufwendigen Studie bei Klaus Schneeberger und seiner bunten Regierung sichtlich negiert werden, ist mir echt ein Rätsel! Und ich erwarte mir daher, dass es zu dieser Diskrepanz eine fundierte Stellungnahme und öffentliche Diskussion von Seiten der Stadt gibt. Diese Gangart der Bürgernähe hat Schneeberger bisher nie gescheut!

Und noch etwas: eine amerikanische Weisheit lautet:  If you build it – they will come!
Ich erinnere diesbezüglich an die großen Stimmen, die eine erhebliche Entlastung der Südosttangente in Wien durch die S1 nach Schwechat voraussagten. Fazit: beide Straßen sind voll!

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